Beth Havinga beschäftigt sich als Geschäftsleiterin der European EdTech Alliance fast täglich mit einer weltweiten Knacknuss digitaler Dienste: Interoperabilität. Sie stellt sich in mannigfaltigen Ausprägungen einfach scheinenden Lösungen in die Quere. «Die Vorstellung, dass alle Systeme im Bildungsbereich sicher und zuverlässig miteinander kommunizieren und Informationen austauschen können sollten, ohne dass die einzelne Nutzerin oder der einzelne Nutzer dabei die Kontrolle über die eigenen Daten verliert, erschien mir von Anfang an zentral», so die Referentin der Fachtagung Educa25.
Mit dieser Aussage schlägt Beth Havinga die direkte Brücke zu einer Schlüsselfrage, die Schulleitungen und Bildungsverwaltungen im digitalen Raum beschäftigt: Wie lassen sich unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse der beteiligten Akteure – Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitende – unter einen Hut bringen? Nur wenn darauf eine schlüssige Antwort vorliegt, können sie die Angebote der EdTech-Unternehmen robust und zukunftsfähig in ihre jeweiligen Systeme einbinden.
Digitale Identität in föderalen Systemen
Im Kontext Bildung ist Beth Havinga naturgemäss auf die Besonderheiten föderaler Systeme gestossen. «Da find ich auf Anhieb die Herausforderung besonders spannend, digitale Identitäten so zu gestalten, dass sie rundum anschlussfähig und breit akzeptiert sind. Über mehrere Jahre hinweg habe ich mich deshalb intensiv mit internationalen Best Practices für digitale Identitäten im Bildungsbereich, insbesondere für Kinder und Lernende, beschäftigt», schildert die Referentin ihren beruflichen Werdegang in der EdTech-Welt.
«Wir brauchen dringend vertrauenswürdige, nutzerzentrierte Lösungen, die digitale Identität nicht nur technisch absichern, sondern auch gesellschaftlich verantwortungsvoll gestalten.
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Die Schwierigkeit, digitale Identitäten zu entwerfen, die technisch kompatibel sind, hat Havinga stark motiviert, zur Schaffung internationaler Best Practices beizutragen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit von Schülerinnen und Schülern.
Technische und soziale Sicherheit
«Der Bedarf an sicheren Möglichkeiten, die eigene Identität im digitalen Raum nachzuweisen, wird in den kommenden Jahren exponentiell steigen», so Havinga weiter. Angesichts der Zunahme von Deepfakes und Bots, die zum Diebstahl von Zugangsdaten eingesetzt werden, «ist klar, dass wir dringend zuverlässige und nutzerzentrierte Lösungen brauchen, die nicht nur die technische Sicherheit der digitalen Identität gewährleisten, sondern sie auch sozial verantwortlich machen».
Wie können wir also digitale Identitäten schaffen, die nicht nur technisch, sondern auch sozial tragfähig sind? Für Beth Havinga sind diese ethischen Aspekte nicht weniger wichtig als die technischen, im Gegenteil. Datensouveränität und Selbstbestimmung sind eng mit diesem Thema verbunden.
Digitale Identität und Autonomie
Havinga betont, dass digitale Identitäten aus einer sozial verantwortlichen Perspektive den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, ihre persönlichen Informationen, die mit diesen Zugängen verbunden sind, selbstständig zu verwalten und darüber zu entscheiden. «Gerade in Bildungskontexten, in denen die Autonomie von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen oft eingeschränkt ist, kann diese neue Form der digitalen Handlungsfähigkeit eine zentrale Rolle spielen», sagt Havinga.
Das Referat von Beth Havinga an der Educa25 wird diese Themen anhand dieser vertieften Betrachtung diskutieren, die über die rein technischen Aspekte digitaler Identitäten hinausgeht und die pädagogischen und ethischen Herausforderungen aufzeigt.